Jahreslosung 2024 Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!

Karl Zahradnik

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Jahreslosung für 2024, „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ (1. Korinther 16,14), spricht uns unmittelbar an. Liebe ist eine Erfahrung, ist Geborgenheit, Heimat, Annahme. Liebe ist vielleicht das schönste Wort, das es gibt.
Liebe bleibt zugleich eine Sehnsucht. Wir sind darauf angewiesen, geliebt zu werden, doch manchmal vermissen wir die Liebe.

Was versteht die Bibel unter Liebe?
In unserer Jahreslosung steht im griechischen Grundtext das Wort „agape“. Agape meint, die sich hingebende, selbstlose, von Gott kommende Liebe. Genau diese Liebe soll nach 1. Korinther 16,14 Motivation für unser ganzes Handeln sein.

Daneben gibt es noch die Liebe zwischen Mann und Frau, die erotische Liebe. Das Wort „eros“ wird für diese Liebe gebraucht.

Ein weiteres griechisches Wort ist die „philia“, das ist die freundschaftliche Liebe und das Wort „storge“, welches die familiäre Liebe bezeichnet.

Es geht also im Neuen Testament und in unserer Jahreslosung um die Agape-Liebe. Von ihr lesen wir in Römer 5,5: „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“.

Die Erkenntnis, dass Gott uns liebt und die Fähigkeit, somit auch uns und andere mit dieser besonderen Liebe zu begegnen, sind also Geschenk und Wirken des Heiligen Geistes und kein Produkt unseres guten Willens und unserer Anstrengung. Liebe, mit der wir in diesem Sinne unser Leben gestalten sollen und können, ist das Wirken Gottes in unser Leben hinein und entzieht sich damit unserer menschlichen Machbarkeit.

Dietrich Bonhoeffer schreibt in seinem Buch „Gemeinsames Leben“: „Seelische Liebe liebt den anderen um seiner selbst willen, geistliche Liebe liebt den anderen um Christi willen“. Quelle

Wie befreiend ist es, zu wissen, dass ich diese Liebe auch gar nicht selbst produzieren muss, sondern nur weiterzugeben brauche, was ich von Gott empfangen habe.

In Liebe den Alltag gestalten:
In der Jahreslosung heißt es: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Alles, wirklich alles? Tatsächlich ist unser Leben gefüllt von Banalitäten: aufstehen, essen, arbeiten, putzen, waschen, kochen, spülen, telefonieren, spazieren gehen, Sport treiben, Besuche machen, lesen, Freizeit gestalten und so weiter.

Und alle diese Dinge soll ich von der Liebe motiviert tun? Wie soll das gehen?

Wenn ich genauer darüber nachdenke, wird mir klar: Genau diese normalen Vorgänge sind die Bühne, auf der sich unser Leben - auch unser geistliches Leben - abspielt. Geistliches Leben und göttliche Liebe sind nichts Abstraktes, sondern müssen in unserem Leben sichtbar sein. Spiritualität ist nach der Bibel etwas sehr Praktisches und sollte immer zu unserem Alltag und zu unserer Normalität passen. Ja, sie darf passen! So wie Gott in Jesus ganz Mensch geworden ist, so dürfen wir auch ganz Mensch sein und in unserem ganz alltäglichen, normalen Menschsein Nachfolge gestalten.

Paulus schreibt an anderer Stelle: „Und alles, was ihr auch immer tut oder sagt, soll im Namen von Jesus, dem Herrn geschehen, durch den ihr Gott, dem Vater, danken sollt.“ (Kolosser 3,17)

Häufig unterschätzen wir das Potenzial und die Möglichkeiten, die in unserem normalen Alltag stecken. Dann verweigern wir unserem Alltag die nötige Aufmerksamkeit, verrichten unsere alltägliche Arbeit lustlos und versuchen, sie so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Immer in der Erwartung, dass danach dann das Eigentliche, das Besondere und die außergewöhnliche Situation oder Aktion liegt, in der wir dann in Sachen Liebe richtig loslegen und Liebe üben können. Doch Jesus lieben und ihm dienen kann ich in jeder Art von Arbeit und Aktivität, sowie in jeder Situation – sei es nach menschlichem Ermessen eine besondere oder eine ganz alltägliche.

Mit einem Ausspruch von Dante Alighieri (Italienischer Dichter und Philosoph) möchte ich schließen: „Wenn Du Liebe hast, spielt es keine Rolle, ob du Kathedralen baust oder in der Küche Kartoffeln schälst.“