Impuls 2022-01
Ingeborg Meinecke
Jesus Christus spricht: „Kommt und seht!“
(Johannes 1,39)
Als Jesus sah, dass die beiden Jünger ihm nachfolgten, fragte er sie: „Was wollt ihr?“ Diese antworteten ihm: "Rabbuni – Meister, wo wohnst du?“
Und Jesus lädt sie ein. „Kommt und seht“. Da gingen sie mit, und sahen, wo er wohnte und blieben an jenem Tag bei ihm. Er öffnete ihnen die Tür zu seiner Herberge und ließ sie teilhaben an seinem Leben und seinen Lebensumständen.
Eine Frage, die auch Kinder gerne stellen. „Wo wohnt Gott eigentlich?“
In dem wunderschönen Film mit dem Titel: „Der liebe Gott im Schrank“ wird von der kleinen Gesa erzählt, die von einer Freundin aufschnappt, dass Gott in der Kirche wohne, und so begibt sie sich in eine Kirche, um Gott zu treffen. Sie findet einen Obdachlosen laut schnarchend auf einer Kirchenbank vor. Als die Reinigungsfrau beim Anblick ruft: „Oh, mein Gott“ ist Gesa völlig überzeugt, hier wohnt Gott; der Obdachlose ist Gott.
Die beiden werden aus der Kirche gejagt. Sie schlendern gemeinsam durch die Stadt, und erleben dabei einiges. Gesa stellt dem Obdachlosen die Frage: „Wo wohnst du“? „Überall und nirgends“, ist seine Antwort. Das Mädchen ist beeindruckt und nimmt den Obdachlosen mit nach Hause, wo sie ihn zuerst im Schrank versteckt, bevor sie ihren Eltern von ihrer „Gottesbegegnung“ erzählt. Ihre Eltern haben ihr immer wieder vermittelt, dass es Gott nicht gibt.
Die Antwort Jesu: „Kommt und seht“, ist eine Einladung an die Jünger damals, aber auch an uns heute. Jesus führt uns auf die Wege Gottes, der auch heute „überall“ und „nirgends“ anzutreffen ist. Und so hat dieses Wort auch für mich und unser aller Leben eine Bedeutung.
Sich auf den Weg machen, suchen, fragen, immer wieder einmal zu der Einsicht gelangen, da ist mir der Himmel aufgegangen und Himmel und Erde haben sich berührt.
Die Frage nach dem Woher und Wohin berührt den Urgrund unseres Daseins – eben Gott. Wir sind in Beziehung mit unserem Schöpfer im Gebet, in der Musik, beim Singen von Psalmen, Musizieren, im Gottesdienst, in allen Dingen.
„Kommt und seht!“ - Sei dies beim Betrachten einer Blume, beim Sonnenuntergang hinter einem Wald oder einem Berg, und davon überwältigt zu werden. Oder auf einem Gipfel zu stehen und (all) eins sein mit sich und Gott und der Schöpfung – fragen, suchen, finden dürfen - die Gewissheit zu haben, dass alles in einem Sinnzusammenhang steht und wir von Gott getragen sind und in seiner Hand geborgen.
Mit meinem Lieblingslied von Dietrich Bonhoeffer „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ wünsche ich allen ein gutes, gesegnetes neues Jahr 2022!