Impuls 2022-05

Elfi Thaler

Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohl ergeht.
(3. Johannes 2)

Vermutlich ist es notwendig für das Verständnis dieses Satzes, etwas über den Kontext zu wissen, zumindest soweit wir darüber informiert sind: Johannes war als renommierter Wanderprediger unterwegs und hatte vor, eine Gemeinde, die er womöglich selber gegründet hatte, zu besuchen.

Das heißt nicht, er wollte einen Abend dort verbringen und weiterziehen, sondern eher dort eine umfassende Gemeindeschulung durchführen, um wieder alle auf seinen Kurs einzuschwören. Das war verständlich, denn in der Gemeinde gab es den ehrgeizigen Diotrephes, der gegen Johannes Stimmung machte und gar nicht seiner Meinung war und ihn auch nicht einladen wollte. Glücklicherweise gab es aber den Gaius, an den Johannes den Brief schrieb und auch den Demetrius, die ganz auf der Seite des Johannes waren. Und, wie gesagt, Johannes sah es als seine Pflicht, der Gemeinde die echte Wahrheit, also seine Sichtweise einzubläuen, auch gegen den Willen des präpotenten Diotrephes. So tat Johannes, was verständlich ist: 1. Er bestätigte dem Gaius, dass er eindeutig am richtigen Kurs ist, worüber sich Johannes sehr freut, weil er Gaius ja auch als sein Kind im Glauben bezeichnete. (Selbstwert Stärkung und Konsolidierung) 2. Er wünscht ihm Erfolg und Gesundheit in allen Lebensbereichen. (Ich bin ihm wichtig) 3. Er möchte in der Gemeinde gut aufgenommen werden und nach getaner Arbeit großzügig beschenkt weiterziehen. Diese karitative Grundhaltung der Gemeinde erwartet er nicht nur für sich, sondern für alle lehrenden Besucher, die so denken und lehren wie er. (Sein eigentliches Anliegen, gut verpackt). Kommt das bekannt vor? Ich habe die Wahrheit und daran ist nichts zu rütteln. Wer nicht so denkt und handelt wie wir, der kann nur falsch liegen. Wenn alle so denken und tun wie ich, dann ist die Welt in Ordnung.

Oder kann Gott nicht auf mannigfaltige Weise die Menschen befreien, erlösen und die jeweilige Gemeinde segnen? Denn es soll ja nicht bloß für Gaius Gesundheit und Wohlergehen geben, sondern für alle. Dies jedenfalls hat uns Jesus Christus vorgelebt.