Impuls 2022-07

Erika Trojer

"Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott."
(Psalm 42,3)

Großer Durst - Mir ist eine Wanderung eingefallen, die ich vor vielen Jahren mit meiner Schwester gemacht hatte.

Wir waren auf einen Berg gestiegen, natürlich hatten wir etwas zum Trinken und auch eine Jause dabei. Es war ein wunderschöner Tag, heiß, die Sonne brannte vom Himmel.

Wir hatten die Bergwanderung mit der herrlichen Umgebung richtig genossen. Weil es so schön war, beschlossen wir, noch eine Runde einer Bergkuppe entlang zu gehen. Wir krackselten, gingen und gingen. Es war steinig und felsig, so wanderten wir den einfachsten Weg einfach weiter. Dabei übersahen wir die Markierung für die Abzweigung.

Als wir dann schließlich merkten, dass wir falsch unterwegs waren, wäre der einfachste Weg eine Umkehr gewesen. Wir aber beschlossen einem Wildwechsel zu folgen und eine „Abkürzung“ durch die Legföhren zu nehmen, da es nicht so weit aussah. Wir hatten ganz schön zu klettern. Nach den Latschen kam eine Geröllhalde und wir hörten eine Quelle plätschern. Der Durst war riesig, wir folgten dem Glucksen des Rinnsales den Berg hinauf. Die Steinbrocken versperrten uns den Zugang zum Wasser und es dauerte lange, bis wir an den Ursprung der Quelle kamen. Es war eine ordentliche Plage gewesen, aber endlich war es da, kühl und herrlich, auch unsere Flaschen konnten wir neu füllen.

Oft bekommt man Durst nach dem lebendigen Gott erst, wenn man in die Irre gegangen ist. Eine Umkehr wäre manchmal der „einfachere Weg“, aber wie oft entscheiden wir uns dagegen. Erst durch Umwege wird der Durst so groß, das Verlangen nach dem lebendigen Gott unwiderstehlich. Wenn wir erkennen, dass wir all unsere eigenen Ressourcen aufgebraucht haben und nichts mehr da ist, merken wir vielleicht, was wir bräuchten. Dabei möchte Gott uns all das geben, was wir am Dringendsten brauchen, ein erfülltes, sinnvolles Leben, inneren Frieden und noch so Vieles mehr und das im Überfluss.


©Erika Trojer