Impuls 2022-11 Gut und Böse

Johanna Schneider

„Weh denen, die Böses gut und Gutes Böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“ 
(Jesaja 5, 20)                                                                            

Diese Weherufe im Buch Jesaja im sogenannten Weinberglied sollen eine Ermahnung an das Volks Israel sein, ein Aufruf zur Gerechtigkeit.

Es gibt das offensichtlich Böse oder Gute, aber die Welt ist nicht nur schwarz und weiß – es gibt so viele „Grautöne“ und da sind Verdrehungen und Täuschungen nicht so leicht zu erkennen. Das erleben wir in unserer Gesellschaft und in der Politik immer wieder.

Heutzutage finde ich es sehr schwierig, aus allen Informationen, die über unterschiedliche Medien auf uns einströmen, immer das Gute und Richtige zu erkennen und danach zu handeln.

Durch die Aufklärung und die Säkularisierung sind die oft sehr engen Grenzen aufgelöst worden.

Das ist gut so und eine Befreiung, sie bringt jedoch viele Unsicherheiten mit sich. Diese Befreiung bedeutet jedoch auch, dass ich selbst verantwortlich bin für meine Meinungen und meine Entscheidungen.

Und das ist mühsam und so ist es nicht verwunderlich, dass gerade auch Gemeinschaften oder Sekten und politische Gruppierungen Zuspruch haben, in denen den Menschen genau gesagt wird, was (angeblich) gut und böse ist.

Doch es ist tröstlich, dass wir in der Gemeinschaft der Christen die Möglichkeit haben, uns auszutauschen, verschiedene Meinungen zu haben und diese manchmal zu korrigieren oder voneinander zu lernen, auch wenn wir uns nicht immer ganz einig sein.

Ich wünsche uns allen in dieser „dunkelgrauen“ Zeit Geborgenheit bei Gott und Dankbarkeit für Menschen, die nicht unbedingt immer meiner Meinung sind und Begegnungen mit Toleranz und Resepekt.