2023-06 Abschiede
Traudl Richter
Seit einiger Zeit denke ich viel über „Abschiede“ nach und erlebe auch selbst viele.
Da kommt mir ein Lied in den Sinn, das unsere Mutter oft gesungen hat und wir „Dirndln“ (meine Schwester Christa und ich) haben den Text gelernt und auch mitgesungen: Sag beim Abschied leise Servus, nicht Leb wohl und nicht Ade, diese Worte tun so weh.. Ist dieses Lied noch bekannt?
Abschied. Wann haben wir zuletzt Abschied genommen und wovon? War es ein Ort, an dem wir ein letztes Mal waren, oder ein Berg, eine Wohnung, ein Fahrrad, das Auto, ein Tier, oder war es ein lieber Mensch, der nicht mehr unter uns Lebenden ist und der sich für immer verabschiedet hat. Wie geht es uns damit?
Auch die Jünger Jesu mussten sich dem Abschied von Jesus stellen. Sie waren jahrelang mit ihrem Lehrer und Helfer beisammen, hatten eine tiefe Gemeinschaft und erlebten viele Zeichen und Wunder. Jesus kündete seinen Abschied einige Male an und bereitete sie auf seinen Abschied vor: „Ich gehe nun fort und ihr könnt mir nicht folgen. Ich gehe zum Vater und werde dort für euch Wohnungen bereiten und dann werde ich wieder kommen und euch zu mir nehmen.“ Philippus und Thomas wollten zwar mehr wissen, aber irgendwie wurden Jesu Worte vom Abschiednehmen vergessen.
Als der Karfreitag kam und Jesus unschuldig und stellvertretend für uns Menschen starb, war für die Jünger alle Hoffnung dahin. Sie schlossen sich verängstigt ein. Aber es kam der Ostersonntag und der schenkte Leben und Hoffnung. 40 Tage zeigte sich Jesus seinen Jüngern und gab ihnen neuen Mut und neue Aufgaben bis hin zum großen Missionsauftrag, der auch heute noch gilt: Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker…
Er sagte ihnen, dass er Abschied nehmen werde, aber es wird ihnen die Kraft des Heiligen Geistes geschenkt werden und die wird sie befähigen, Zeugen der großen Taten Gottes zu sein. Dies ist auch geschehen, Himmelfahrt Jesu und das Pfingstfest erinnern jedes Jahr daran. Alle Angst war bei den Jüngern vergangen, alle Traurigkeit über den Abschied Jesu war verschwunden, Neues ist entstanden. Lassen doch auch wir uns neu begeistern von Gottes Treue und Barmherzigkeit trotz aller kleinen und großen Abschiede, damit sie uns nicht erdrücken und hoffnungslos machen. Wahrscheinlich werden wir dadurch auch ein Stück verständnisvoller und reifer.