Impuls 2024-05 Alles ist mir erlaubt

Johanna Schneider

„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.“
(1. Kor. 6, 12)

Diese Sätze sind aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, die in dieser Zeit offensichtlich eine Gemeinschaft mit einem sehr fragwürdigen Moralverständnis war. Paulus ermahnt, dass Christen sich nicht nur in ihrem Glauben an Jesus Christus von ihrer Umgebung unterscheiden sollen, sondern auch in ihrem ganzen Leben – mit Körper und Seele: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist!“ (1. Kor. 6, 19)

Mein erster Gedanke war: Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch, das ist ein wunderbarer Text für mich!

Dieser Text spricht von der Freiheit, aber auch von ihrer Begrenzung. In Kirchen und religiösen Gemeinschaften gab und gibt es immer wieder Vorgaben, wo Menschen gesagt wird, was Gut und Böse ist, was man tun und lassen soll. Das ist einerseits einengend und oft Angst machend, andererseits auch sehr bequem. Ich muss mir zu vielen Dingen keine eigenen Gedanken machen, ich kann die Verantwortung abgeben. Es vermittelt vielleicht für manche auch Geborgenheit.

Ich bin jedoch verantwortlich für mein Leben und es tut gut, manchmal inne zu halten: Ist es gut für mich, so wie ich lebe, für meinen Körper und meine Seele, ist es zum Guten für meine Mitmenschen? Gibt es Dinge, die Macht über mich haben, wo nimmt mich etwas gefangen, wo lauert die Gefahr einer Sucht? Wo kehrt sich die Freiheit ins Gegenteil?

Meine Freiheit hat die Begrenzung vor allem in der Freiheit der Anderen. Die Achtung vor meinen Mitmenschen, die Wahrung ihrer Würde begrenzt meine Freiheit.

Die goldene Regel in allen großen Religionen lautet sinngemäß: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füge keinem andern zu!“

Wir feiern heuer den 300. Geburtstag des Philosophen Immanuel Kant. Sein berühmter kategorischer Imperativ lautet: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

In einer Zeit so vieler Meinungen und Möglichkeiten, so vieler religiöser und politischer Strömungen, auch so vieler bedrückender Geschehnisse, ist es nicht leicht herauszufinden, was dem Guten dient.

Wir sind mit unserer Verantwortung nicht alleine. Wir leben in Gemeinschaft mit anderen Menschen und es ist gut, wenn wir nicht immer alle einer Meinung sind und diese auch sagen dürfen. Ich schätze die Demokratie in unserer Kirche, unserer Gemeinschaft und in unserem Land. Gott sei Dank für das Leben in Freiheit und Selbstverantwortung!