Impuls 2024-09 Wo ist Gott?
Erika Trojer
„Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, und nicht auch ein Gott, der ferne ist!“
(Jeremia 23, 23)
Als Jeremia gelebt hat, gab es Grausamkeiten und Unterdrückung – vieles geschieht heute wie damals. Menschen erleben Angst, Schrecken und Unsicherheiten. Wir brauchen nur in die Ukraine, nach Gaza, nach Jemen, in den Sudan schauen.
Jede/r von uns hat bereits Situationen, in der er oder sie große Angst gehabt hat, durchgemacht.
Der Jeremia-Text in Kapitel 23, 23 ist wohl in einer solchen Situation geschrieben worden. Gott ist nahe, er der Schöpfer der Welt, auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als wäre er ferne.
Als ich in Kamerun war und Zeiten mit Raubüberfällen erlebte, habe ich mir immer vorgestellt, ich bin wie in einer Glaskuppel von Gott umgeben, er schützt mich von allen Seiten und hält seine Hand über mir. Nur dieses Vertrauen hat mir geholfen überhaupt noch zu schlafen und meine Arbeit zu verrichten. – Und ich habe erlebt, Gott hat durchgetragen, er hat mir nicht mehr zugemutet als das, was ich mit seiner Hilfe ertragen konnte.
Manchmal kommt es mir so vor, als würde er wie ein Vater, der seinen Kindern zuschaut, wenn sie ein Wagnis eingehen, erst einmal sehen, wie weit sie es selber meistern können. Warum Gott für unser Gefühl zu lange zuschaut, können wir nicht beantworten. Ist es Strafe, ist es ein Test? Er weiß es allein.
Eines aber ist sicher: Wer Gott vertraut, wird hindurch getragen, denn Gott ist nahe allen, die ihn anrufen, die ihn ernsthaft bitten. Schweres wird uns nicht erspart, aber wir haben einen Helfer, der da ist und dem wir nicht egal sind.