Rundbrief 2021-12 Advent

Hannelore Reiner

Durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein. (Jes.30,15b)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freundinnen und Freunde der Gemeinschaft „Wort und Weg“!

Es ist wieder Advent. Der Kranz schmückt unseren Tisch und die erste Kerze wurde schon angezündet. Und es ist wieder `Lockdown´. Die Straßen sind merklich leerer und viele Geschäfte geschlossen. Der Schnee tut ein Übriges: Jedes Jahr macht er Stadt und Land ein wenig stiller – wenn nicht grade der Schneepflug fährt..

Es berührt mich schon eigenartig. In meiner Schulzeit haben wir einst gesungen: „Das ist die stillste Zeit im Jahr“, aber das stimmte schon damals nicht, auch nicht in meinem persönlichen Leben. Nun aber sitze ich in der warmen Wohnung und genieße die Stille um mich her.

Freilich fliegen aber die Gedanken auch an die polnische Grenze, wo kleine Kinder samt ihren Eltern der Willkür der Mächtigen ausgesetzt sind, frierend und verzweifelt. Aber auch die Stille bei uns, die der neuerliche Lockdown mit sich gebracht hat, ist keine durch und durch gemütliche und angstfreie. Das Virus zeigt immer neue Gesichter, Menschen müssen auf einen Platz in der Intensivstation warten und die Schreie der Demonstranten dröhnen vom Stadtplatz bis herauf in die adventliche Stille.

Auch der schöne Vers aus dem Jesajabuch, den ich oben geschrieben habe, hat einen dunklen und lauten Hintergrund. Statt das Vertrauen auf den Heiligen Israels zu setzen, wird Hilfe bei den Ägyptern gesucht und den falschen Propheten wird mehr geglaubt als Jesaja.

Die Stille allein kann also nicht den Frieden bringen. Es braucht Vertrauen, Vertrauen in den Gott, der im Kind von Bethlehem Mensch geworden ist zu unserem Heil, und es braucht ein neues Vertrauen zueinander, in unserer Gemeinschaft, in unserem Land, auf unserer Erde. Das aber wünsche ich uns allen in diesen Wochen auf die Weihnacht hin.

In der Hoffnung, dass Ihr alle diese `stillste Zeit´ möglichst gesund und wohlauf verbringen könnt, grüßt herzlich und mit euch fürbittend verbunden

Hannelore Reiner